Es ist doch alles ganz einfach. Sagen mir zumindest die unzähligen Anzeigen im Internet. Befolge den 10 Punkte Plan, die 8 wichtigsten Tipps, die 5 Schritte – und du erreichst deine Traumfigur, fotografierst wie ein Profi oder schreibst richtig gute Texte. Texte, die performen. Die Aufmerksamkeit bringen, Clickrates, Umsätze, ja teilweise gar ein fünfstelliges monatliches Einkommen. Ohne einen weiteren Finger zu rühren, natürlich.
Aber gibt es das wirklich – die Formel für verkaufsstarke Texte, das Rezept für Stories mit Wow-Effekt?
Schon klar: Das Leseverhalten folgt in der Regel einem bestimmten Muster (das sich übrigens online und offline nochmals unterscheidet) und ein guter Text muss dem Rechnung tragen. Ein lesefreundlicher Text hat vor allem
· ansprechende Überschriften,
· eine übersichtliche Gliederung,
· hervorgehobene Kernbotschaften,
· mitunter auch Aufzählungen,
· Infoboxen, Tabellen oder Grafiken
· ein Thema, das die Zielgruppe interessiert,
· neue und/oder überraschende Inhalte.
Und ganz wichtig: Ein guter Text löst etwas aus - eine Handlung, einen Denkprozess, eine Meinungsänderung, einen Informationsgewinn. Aber das ist nicht neu. Dafür bedarf es keiner „neuen“ Formel mit einem peppigen Namen (wobei hier in erster Linie der Name neu ist und Altbekanntes in neuem Gewand verkauft wird). Sondern Basiswissen über Textrezeption und ein bisschen „Gespür“.
Am Ende zählt immer noch die Qualität
In den letzten Jahren hat sich die Kommunikation stark verändert und es ist nach wie vor vieles im Umbruch. Vor bald 20 Jahren ging Facebook online, vor 13 Jahren Instagram und Pinterest, vor 7 Jahren Tiktok. Seit 2007 kommt jährlich ein neues iphone-Modell auf den Markt. All das verändert die Art und Weise, wie wir kommunizieren und damit auch die Anforderungen an gute Texte.
Aber manches bleibt, davon bin ich überzeugt. Suchmaschinenoptimierung (SEO) ist notwendig und wer zu langsam oder zu leise ist in dieser lauten und vollen Welt, läuft Gefahr, übersehen zu werden. Doch das ist keine Entschuldigung, sprachlich anspruchslose, inhaltlich falsche oder schlicht oberflächliche Texte abzuliefern. Bei allen Veränderungen, die Medien und Technologie durchlaufen, bei all den neuen Anforderungen, die damit einhergehen: Qualität ist niemals überholt.
Schnell-schnell ist selten gut
Eine der vermutlich größten Veränderungen ist der Faktor Zeit. Informationen müssen immer noch schneller da sein, werden schneller konsumiert und teilweise noch schneller vergessen. Die (Online-)Welt dreht sich mit rasender Geschwindigkeit. Bild-Stories, kurze Videoclips, scrollen, wischen, Botschaften aus einzelnen Wörtern und halben Sätzen, am Weg zur Bushaltestelle, im Zahnarzt-Wartezimmer, zwischen zwei Terminen. Wer hier mithalten will, muss – Überraschung – schnell sein.
Doch führt diese Geschwindigkeit dazu, dass immer mehr Botschaften sich gleichen. Wer seiner (Marken-)Persönlichkeit treu bleiben, unverwechselbar sein und einen qualitativen Mindeststandard einhalten will, sollte das kleine bisschen Zeit mehr investieren. Zeit für Recherche, Individualisierung und Lektorat. Doch es braucht Mut, nicht mit der Masse mitzurennen. Es ist wie bei einem Marathon – am Ende zahlt es sich aus, nicht kopflos losgesprintet zu sein.
SEO: Fluch und Segen Im Internet auffindbar zu sein ist lebenswichtig für die allermeisten Unternehmen, Marken und Produkte (und auch für viele Persönlichkeiten von Bedeutung). Kein Wunder, dass Suchmaschinenoptimierung bei der Gestaltung von Websites und der Formulierung von Texten eine große Rolle spielt. Das Problem: Keiner kennt die Algorithmen, nach denen Suchergebnisse gerankt werden, im Detail, und sie ändern sich laufend. Schon allein deshalb darf SEO nicht Selbstzweck eines Textes sein. Wer seine Texte für die Suchmaschinen schreibt, verliert. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Ein klarer Fokus auf die Kernbotschaft, die Zielgruppe, ihre Probleme und Interessen und auf die eigene Persönlichkeit punktet auch bei Google & Co. Ein SEO-Text ist nicht immer gut, aber ein (richtig) guter Text ist immer suchmaschinenoptimiert! (sonst wäre er nicht richtig gut)
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